Eine typische Einflussmöglichkeit auf die Gestaltung der Branchenattraktivität kann Lobbyarbeit insbesondere über die Mitwirkung in Wirtschaftsfachverbänden dastellen um die Gesetzgebung oder die Unterstützung einer Branche über Subventionen zu beeinflussen. Dies kann sich auf alle der „five forces“ auswirken.

Vor einigen Jahren wurde beispielsweise die Installation von Brandmeldern in Wohnanlagen gesetzlich vorgeschrieben. Dies führte zu einem „Boom“ bei Dienstleistungsanbietern für die Installation und Wartung von Brandmeldern, da die Kunden gezwungen waren, den gesetzlichen Verpflichtungen nachzukommen. Die Verhandlungsmacht der Kunden ist in diesem Bereich auch deshalb nicht stark, da die entsprechenden Wartungskosten über die Nebenkostenabrechnung auf die Mieter umgelegt werden können. Es wäre also nur naheliegend zu vermuten, dass entsprechende Verbände diese Entwicklung in der Gesetzgebung mit begleitet haben.

Mit dem Aufkommen des Internets und der Komprimierungsverfahren für digitale Audioaufzeichnungen kam die Musikindustrie durch dieses neue Ersatzprodukt unter massiven Druck. Anfangs war auch die Frage der Legalität des Herunterladens von Musikfiles aus dem Internet umstritten. Erst durch Änderungen im Urheberrecht wurde die Rechtslage klar. Es ist auch hier naheliegend zu vermuten, dass die Unternehmen der Musikindustrie versuchten, durch Lobbyarbeit dieser „Bedrohung durch Ersatzprodukte“ zu begegnen.

Eine weitere Möglichkeit der Einflussnahme kann die Beeinflussung der Konkurrenzintensität durch Akquisitionen von oder Fusionen mit Konkurrenten darstellen. Nicht ohne Grund wurden durch das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen hierfür zumindest Grenzen festgelegt. Die Branche der Fluglinien in Nordamerika galt aufgrund eines extremen Preiswettbewerbs und der Vielzahl der Wettbewerber beispielsweise jahrzehntelang als „Katastrophenbranche“. Durch eine entsprechende Konzentration in der Branche und dass sich die Fluglinien auch sehr stark auf jeweils bestimmte Flughäfen konzentrierten, konnte die Branchenattraktivität in den letzten Jahren (von der Corona-Problematik abgesehen) erheblich gesteigert werden.

Auch durch eine Veränderung des Markenbewusstseins bei den Kunden kann eine Beeinflussung der Branchenattraktivität möglich sein. Bei den Käufern von Fahrrädern spielen die Marken der Fahrradkomponenten von den Zulieferern eine große Rolle. Dies hat die Verhandlungsmacht der Zulieferer deutlich gestärkt. Ein derart ausgeprägtes Markenbewusstsein gibt es bei den Automobilkomponenten z.B. in der Regel nicht. Und auch in der Fahrradindustrie war dies in früheren Jahrzehnten nicht in diesem Maße ausgeprägt.