3.5 Controlling
Beispiel Kennzahlen IV – Lösung

Unzufriedene Mitarbeiter werden vermehrt das Unternehmen verlassen. Deshalb könnte die Fluktuationsquote (Mitarbeiter, die das Unternehmen verlassen in Relation zu der Gesamtmitarbeiterzahl) eine geeignete Kennzahl sein. Bei der Interpretation der Kennzahl bietet sich ein Längsschnittvergleich an, also eine Analyse, ob sich im Zeitverlauf die Fluktuationsquote erhöht oder verringert, um daraus eine Entwicklungstendenz bei der Mitarbeiterzufriedenheit abzuleiten. Bei einem Querschnittsvergleich kann insbesondere ein Vergleich mit anderen Unternehmen derselben Branche sinnvoll sein, da die Fluktuationsquoten auch stark branchenabhängig sind.

Mitarbeiter können aus unterschiedlichen Gründen ausscheiden. Neben einem Wechsel des Arbeitgebers, können gesundheitliche Gründe zu einem Ausscheiden führen oder das Erreichen des Rentenalters. Dies kann zu Verzerrungen führen, wenn beispielsweise in einem Jahr besonders viele Renteneintritte anfallen. Um diese Verzerrung zu vermeiden, könnte auch eine „unnatürliche“ Fluktuationsquote berechnet werden, bei der die Austritte wegen des Erreichens des Rentenalters nicht berücksichtigt werden. Allerdings würde dies Vergleiche mit anderen Unternehmen erschweren, da die entsprechenden Vergleichsdaten noch schwerer zugänglich wären.

Eine weitere Verzerrung kann entstehen, da die Fluktuationsquoten auch von der Entwicklung des Arbeitsmarktes abhängig sind. Bei der Interpretation der Kennzahl muss also vorsichtig vorgegangen werden.

Eine weitere mögliche Kennzahl könnte die Fehlzeitenquote sein, sofern man davon ausgeht, dass eine höhere Mitarbeiterunzufriedenheit zu höheren Fehlzeiten und umgekehrt führt. Auch hier könnte ein Längsschnittvergleich durchgeführt werden sowie auf Unternehmensebene ein Branchenvergleich. Allerdings wirken auch auf diese Kennzahl weitere Einflussgrößen ein, die zu Fehlinterpretationen führen können. Oftmals wird beispielsweise davon ausgegangen, dass die Arbeitsmarktlage auch die Fehlzeitenquoten beeinflussen. Problematisch können interne Querschnittsvergleiche, z.B. zwischen Abteilungen sein. Die Fehlzeitenquoten sind ebenfalls von der Art der in einem Bereich ausgeübten Tätigkeit abhängig (z.B. Tätigkeiten in der Produktion und in der Verwaltung). Aufgrund der relativ kleinen Anzahl von Mitarbeitern auf Abteilungsebene können zudem zufallsbedingte Einzelfälle in Form von Langzeitkranken abteilungsbezogene Fehlzeiten enorm in die Höhe treiben.

Viele Unternehmen führen auch regelmäßige Mitarbeiterbefragungen durch, auf deren Basis ein Mitarbeiterzufriedenheitsindex ermittelt werden kann. Hier kann vor allem die Entwicklung bei einem Längsschnittvergleich sehr aufschlussreich sein.